Ein ganz besonderer Wandertag
Die Klasse 6b hat am Freitag, den 3.6.2023, einen Wandertag zu einer ganz außergewöhnlichen Aktion gemacht. Sie sind mit dem Zug nach Paderborn gefahren, um von dort die 40km lange Strecke bis zu unserer Schule zu Fuß zurück zu marschieren.
Warum?
Nun, der Marsch diente der Stärkung des eigenen Selbstbewusstseins, dem Team-Building und die Klasse versuchte nachzufühlen, welche Wege die beiden Flüchtlingskinder in der Klasse auf ihrem Weg nach Deutschland zurückgelegt haben. Die Strecke können wir versuchen nachzuempfinden, die Angst und den Krieg (zum Glück) nicht.
Begleitet wurden die Klasse von Frau Geselle-Brun, Frau Hambach, Herrn Kouri und einem Redakteur des WDR.
Wir sind morgens gut gelaunt mit dem Zug nach Paderborn gestartet, voller Erwartung, was uns dieser Tag wohl an neuen Erfahrungen bringen mag. Warum sind wir dieses Projekt angegangen? Wir hatten drei Ziele:
1. Jedes Kind sollte einmal sehen, was es schaffen kann. Niemand war bisher eine solche Strecke gelaufen, niemand war bisher einen ganzen Tag zu Fuß unterwegs – außer unseren beiden Mitschülern mit Fluchthintergrund. Jedes Kind sollte erfahren, wozu es in der Lage ist, was es schaffen kann.
2. Team-Building. Wir waren nach der Klassenfahrt schon eine bessere Klassengruppe, aber noch keine Gemeinschaft. Das wollten wir heute erreichen. Gemeinsam laufen, gemeinsam Aufgaben bewältigen, gemeinsam reden, lachen. Gemeinsam diesen Tag schaffen.
3. Wir haben zwei Kinder mit Fluchterfahrung in der Klasse. Einer ist aus Afghanistan, einer aus Syrien zu uns gekommen. Krieg, Flucht, lange Märsche, lange gefährliche Reisen, Lager, Boote, Grenzen, Angst – Wir wollten einmal nachfühlen, was so ein Tagesmarsch bedeutet. Die Angst, den Krieg, das können wir uns nicht vorstellen. Aber wir können einmal nachempfinden, was die beiden körperlich geschafft haben, welche Wege sie gegangen sind – im ganz Kleinen. Der Tag lief gut, wir fingen mit pädagogischen Team-Building-Spielen an. Richtig miteinander ins Gespräch kamen die Kinder aber dann, als wir das nicht mehr machten, sondern sie einfach als Gruppe laufen ließen. Nach den ersten 10 Kilometern wurden wir von einem Gastwirt empfangen und mit Getränken und Eis versorgt – kostenlos. Nach 20 Kilometern wurden wir wieder mit Getränken versorgt, Frau Geselle-Braun kam und brachte sie. Und sie nahm auch den mittlerweile kaputten Bollenwagen mit. Danach wurde der Marsch zu einer richtigen Herausforderung – alle mussten gehen. Wir haben dann als Team abgestimmt und die Mehrheit war dafür, in Hövelriege den Zug nach Bielefeld zu nehmen.
Unbedingt weiter laufen wollten vor allem die Mädchen, auch das Mädchen mit dem Rollstuhl. Die ist tatsächlich über sich hinaus gewachsen und so viel gelaufen, das war unglaublich!
Wir wären gerne weiter gelaufen, aber es ging ja um das Team… Wir haben uns dann auf einen Kompromiss geeinigt: Wir sind bis Bielefeld Hauptbahnhof gefahren, dann aber von dort aus zu Fuß die 3 Kilometer zur Schule gelaufen. So haben wir insgesamt 29 der vorgenommenen 41 Kilometer geschafft. Immerhin! Es sind alle müde aber gut gelaunt, lachend und scherzend an der Schule angekommen. Als wir dort um die Ecke bogen, standen vor der Schule die Eltern und begrüßten uns mit lautem Applaus. Das war für die Kinder nochmal ein tolles Abschluss-Erlebnis. Auch für uns Lehrer und Lehrerinnen.
Unser Fazit: Die Kinder haben sich besser kennengelernt, die beiden neuen Kinder sind Teil der Klasse geworden und die Schüler haben mehr über sich selbst erfahren. Und auch etwas darüber, wie schwer es für die beiden geflüchteten Kinder gewesen sein muss. Es sind sich unterwegs Kinder näher gekommen und haben miteinander gelacht, die bisher nichts miteinander zu tun hatten. Es wurde über Vorurteile gesprochen, über Religion und Diskriminierung.
Also insgesamt ein voller Erfolg für die Klasse!
